Mühldorf – Es ist zum Mäusemelken: Da präsentiert sich eine engagierte Mannschaft, die wirklich alles daran setzt, als Sieger vom Platz zu gehen. Doch am Ende reicht die Leistung nicht aus, um einen Sieg zu bejubeln. In vier Sätzen unterlagen die Zweitliga-Volleyballer des TSV Mühldorf am Samstagabend dem TV Rottenburg. Auch wenn das 1:3 deutlich klingt: Am Ende hatten die Rottenburger in der Gesamtbilanz nur sieben Punkte mehr gewonnen. 92 Zähler waren es bei Mühldorf, 99 Punkte hatten die Gäste vom Neckar geholt. Mühldorf bleibt damit weiter im Tabellenkeller, während sich Rottenburg wacker in der Tabellenmitte hält.
Den Start hatten die Mühldorfer erst einmal verschlafen. Der Satz war gerade mal angepfiffen, da führten die Gäste mit 3:0. Und das wobwohl sie kurzfristig noch umstellen mussten. Denn Zuspieler Oliver Knobelspiess war zwar mit nach Mühldorf gekommen, wegen einer akuten Magen-Darm-Erkrankung musste er dann aber passen. An seiner Stelle rückte Jonas Kuhn als Zuspieler nach. Mühldorfs Coach Michi Mayer setzte im Außenangriff auf den wieder genesenen Fritz Vähning, der in der Vorwoche wegen einer Knieverletzung aussetzen musste. Der zweite Mann im Außenangriff war Tom Brandstetter. Warum er den angriffsstarken, aber vergleichsweise kleinen Fabian Bartsch auf die Diagonalposition gesetzt hat, begründete Mayer damit, dass Bartsch die besten Hinterfeldangriffe schlagen würde. Auf der anderen Seite verfügten Vähning und Brandstetter über besseren Annahmen. Das 0:3 hatten die aggressiv agierenden Mühldorfer bereits zur ersten technischen Auszeit kompensiert (8:7), zur zweiten führten sie bereits mit 16:13. Das lag mitunter auch daran, dass Mühldorf bei den Aufschlägen ein großes Risiko gefahren hatte. Alex Brandstetter, der mit einem entzündeten Finger zuspielte, zog ein schnelles Zuspiel auf und Fabian Bartsch spielte mit raffinierter Cleverness am Netz, wechselte zwischen Lobs, geschickt geschlagenen Angriffen und Hammerschlägen ab.
Rottenburgs 2,07-Meter-Mittelblocker Jan Huber hatte zunächst seine Probleme, im Block schnell genug seinen Mann zu stehen. Auch Rottenburgs Libero Johannes Elsässer schien seine Probleme mit den Angriffen der Mühldorfer zu haben, die mit 18:15 in Führung lagen. Mit der Einwechslung von Kai Wolf für Moritz Frölich wendete sich dann aber das Blatt. Rottenburg glich aus (19:19) und nutzte eine Schwächephase der Mühldorfer, die nun viele zu viele Eigenfehler produzierten, um den Spieß umzudrehen. Matchwinner war Jan Huber, der die Mühldorfer mit seinen Aufschlägen unter Druck setzte, fünf Aufschläge in Folge servierte. Der Satz ging mit 25:21 an die Gäste. Mayer setzte wieder auf die Variante, Jugendspieler Moritz Wöls für Flo Gschwendtner zu bringen, um mehr Druck im Aufschlag zu erzeugen. Doch wie schon in der Vorwoche blieb diese für viele Zuschauer nicht nachvollziehbare Taktik wirkungslos.
Im Zweiten Satz spielten beide Teams lange Zeit auf Augenhöhe. Viel Einsatz auf beiden Seiten, der bis zur ersten technischen Auszeit (7:8) und bis zur zweiten (14:16) keinen klaren Favoriten hervorgebracht hatte. Als Rottenburg bei 14:18 zu enteilen drohte, reagierte Coach Mayer. Im Doppelwechsel brachte er Felix Schinko für Fabian Bartsch und Kilian Nennhuber für Alex Brandstetter, um die Angriffsoptionen am Netz zu erweitern. Wöls, der in der Startformation stand, aber nach einem Aufschlag schwuppsiwupps wieder für Libero Paul Koch raus musste und später durch Flo Gschwendtner ersetzt wurde, bekam bei 16:19 die Möglichkeit sich erneut zu profilieren, zumal er nun bis zum Schluss auf der für ihn ungewohnten Mittelblockerposition zu bestehen hatte. Tatsächlich schafften es die Mühldorfer nun mit fünf Spielern zwischen 16 und 19 Jahren den Rottenburgern Paroli zu bieten. Mühldorf glich aus (22:22) und holte sich nicht zuletzt dank der druckvollen Aufschläge des späteren Mühldorfer MVP Lauritz Jastrow auch den Satz (25:23).
Eine zehn-Minuten-Pause, in der die Inntalia Mühldorf eine Showeinlage zur Auflockerung darbot, brachte die Mühldorfer etwas aus dem Tritt. Denn Rottenburg begann mit ihrem Längsten am Aufschlag, Jan Huber mit drei Punkten in Folge (1:3), bevor es ihm Tom Brandstetter im Service nachmachte und die Führung für Mühldorf zurückholte (4:3). Mühldorf blieb immer auf Augenhöhe (9:8), musste dann aber eine Schwächephase in kauf nehmen, die Jakob Elsässer mit eigenem Aufschlag dazu nutzte, dass Rottenburg mit 12:10 plötzlich Oberwasser hatte. Überhaupt spielte Elsässer eine solide Partie, brachte die Mühldorfer mit starken Abwehraktionen immer wieder zur Verzweiflung. Auf Mühldorfer Seite ließ sich Jastrow von der Größe der Rottenburger Mittelblocker nicht beeindrucken, hielt frech und ungeniert dagegen. Mühldorf bewies Moral, selbst als das Team mit 19:22 hinten lag, dann aber sich ein Herz fasste und couragiert agierte, um auszugleichen 22:22. Bei 23:23 bekam Flo Gschwendtner einen verunglückten Ball der Rottenburger fast auf dem Silbertablett serviert, doch sein Schlag scheiterte am gegnerischen Block. Den Satzball ließen sich die Gäste aus Rottenburg nicht nehmen (23:25).
Im vierten Satz schien die Luft raus beim TSV Mühldorf, der schnell mit 0:4 zurück lag, aber sich schnell erholte. Bis zum 8:9 punkteten beide Seiten abwechselnd, bis Mayer mit einem Doppelwechsel reagierte, Schinko und Nennhuber für Bartsch und Brandstetter brachte. Diesmal aber waren die Rottenburger gewappnet. Zuspieler Jonas Kuhn setzte immer wieder Rottenburgs Diagonalen Niklas Lichtenauer prächtig in Szene. Mühldorf hielt bis zum 17:19 mit bis Felix Weber zum Aufschlag kam und sein Mittelblocker-Pendant Jan Huber die Blockarbeit erledigte. Plötzlich hieß es 17:22. Auch der Rückwechsel von Bartsch und Brandstetter konnte die Niederlage nicht mehr verhindern (21:25).
Michi Mayer bedauerte die verpasste Chance zum Sieg, die er an einer Situation im ersten Satz festmachte. Die Aneinanderreihung von fünf Eigenfehlern habe die Rottenburger auf die Siegesstraße geführt. “Hilft nichts, da kann man von außen nicht viel eingreifen!” An den Aufschlägern habe es nicht gelegen, die hätten ihre Aufgaben erfüllt, aber auch in Satz drei sei es am Ende Pech gewesen, ein Block der TSVler im Aus, dass es nicht gereicht habe. Zu den Doppelwechsel sagt Mayer, dass diese Wechsel schwierig seien, weil zum einen der Spielfluss nicht gestört werden sollte. Zum anderen will man dem Stammzuspieler Alex Brandstetter nicht das Vertrauen entziehen. “Diesmal hab mich so entschieden und würde es wieder so machen! Kilian Nennhuber und Felix Schinko haben es beide Male gut gemacht. Dabei darf man nicht vergessen: Felix Schinko hatte an diesem Tag bereits drei Spiele in den Beinen!”
Schinkos Zuspielerqualitäten waren dann auch am Sonntag noch gefragt, am zweiten Tag der Südbayerischen Meisterschaft der U18. Und wenn ihm auch der Jubel am Samstag verwehrt geblieben war. Am Sonntag gab es dann Grund zum Jubeln: Die U18 männlich wurde Südbayerischer Meister!