Mühldorf greift nach den Sternen:Kolevich-Truppe hat Platz 5 im Visier

Er war gegen Grafing der Matchwinner: Tom Brandstetter (im Angriff) gab nach seiner Einwechslung die Initialzündung für den späteren 3:2-Erfolg der Mühldorfer gegen Grafing. Foto: Fabian Bartsch/fab

Es wird das Duell der Aufsteiger, wenn der TSV Mühldorf am Samstag bei der SSG Langen zu Gast ist. Beim Auswärtsspiel der Bayern in Hessen gibt es dabei ein Comeback zu feiern: Mittelblocker Flo Gschwendtner kehrt für ein Gastspiel zurück in die “Erste” – das ist der Grund.

Mühldorf – Eigentlich wollte er sich zurückziehen aus der Ersten. Nach dem grandiosen Aufstieg im vergangenen Jahr hatte Mittelblocker Flo Gschwendtner gesagt: Es ist genug. Trainingsaufwand und die langen Fahrten zu den Auswärtsspielen sollten der Vergangenheit angehören. Stattdessen wollte der Lehrer seine Erfahrung in der zweiten Herrenmannschaft einbringen, wo sich der Mittelblocker zur festen Größe entwickelt hat, einen großen Anteil daran hat, dass die Mühldorfer inzwischen seit 28 Spielen in Folge zu Hause kein Spiel mehr verloren haben. Am Samstag nun, wenn das Spiel um 19.30 Uhr im Sportzentrum Nord in Langen beginnt, soll der 31-Jährige dem Team Rückhalt und Sicherheit geben, wenn die Jugend Unterstützung über die Mitte benötigen sollte.

Denn der 22-jährige Kanadier Connor Finnie ist auf dieser Position zwar gesetzt und auch Youngster Moritz Schreiber hat sich mit seinen erst 19 Jahren sensationell einen Stammplatz gesichert, doch es fehlt an Alternativen, sollte einer der beiden Mal eine Pause benötigen. David Fecko steht grundsätzlich bei Auswärtsspielen nur bedingt zur Verfügung. Und auch auf Paul Gehringer müssen die Mühldorfer jetzt komplett verzichten. Wie sich nämlich herausgestellt hat, ist die Verletzung an der Hand doch schwerwiegender als gedacht. “Wegen eines Knorpelschadens im Handgelenk muss sich Paul einer Operation unterziehen. Er wird wohl in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen”, bedauert Sportdirektor Stephan Schinko.

Ebenfalls weiterhin das Lazarett hüten muss Moritz Wöls. Ein Bandscheibenvorfall hindert den 19-Jährigen daran, das Team auf der Diagonalposition zu unterstützen. “Er wird erst nach dem Jahreswechsel wieder aktiv ins Training einsteigen”, verrät Schinko. Wer ist die Alternative? Zuletzt hatte Hansi Kessler auf dieser Position brilliert, ist nach drei hervorragenden Partien – in einer ging er sogar als MVP vom Feld – auf dieser Position gesetzt. Über die Außenposition hat Chefcoach Alejandro Kolevich die Auswahl zwischen drei Spielern: Kilian Nennhuber, Fabian Bartsch und Tom Brandstetter. Letzterer zeigte zuletzt gegen den TSV Grafing, dass er seine Kniebeschwerden hinter sich gelassen hat. Bestens betreut vom Physioteam um Heidi Hackner-Häglsperger trumpfte der 29-Jährige auf, leitete die Wende im prestigeträchtigen Oberbayernderby ein, nachdem sich die Mühldorfer bereits mit 0:2 im Hintertreffen befunden, am Ende dann aber mit 3:2 dominiert hatten.

Felix Schinko ist als Zuspieler gesetzt, Manuel Olliges fährt als Backup mit nach Hessen. Ein Extralob gab es zuletzt auch für Xander Mühlbauer, bei dem sich der Trainingsfleiß immer mehr bemerkbar macht. Solide Annahme, blitzschnell und präzise in der Abwehr – ein gutes Fundament für die Aufgabe am Samstag gegen den Aufsteiger aus Langen.

Denn diese Aufgabe wird schwierig, warnt Chefcoach Alejandro Kolevich davor, den Tabellenletzten auf die leichte Schulter zu nehmen. Es sei schon richtig, Langen hat in bisher neun Spielen erst einen Sieg eingefahren. Vor drei Wochen war das beim 3:0 gegen Ludwigsburg. Doch in den vergangenen beiden Spielen hatte Langen gegen Grafing und Gotha nichts zu melden, jeweils 0:3 hieß es am Ende der Partie.

“Das Spiel gegen Langen ist das bisher wichtigste Spiel der Saison für uns. Bisher hatten wir es mit Rivalen zu tun, die uns theoretisch überlegen waren, und unsere Motivation war immer sehr hoch, um gerade gegen die vermeintlichen Favoriten zu bestehen.” Jetzt seien die Vorzeichen andere. “Sie haben in diesem Jahr in mehreren Spielen gut gespielt und sie werden ohne Druck spielen. Auf der anderen Seite haben wir die Möglichkeit, die Euphorie nach dem Derby-Sieg gegen Grafing mitzunehmen und uns unter den besten sechs Teams der Liga zu positionieren.” Einen besonderen Fokus setzt der Chefcoach darauf, den ehemaligen Nationalmannschaftsspieler Jochen Schöps in die Schranken zu weisen. Der 41-Jährige ist bekannt für seine druckvollen Angriffe auf der Diagonalposition. In den neun absolvierten Spielen gingen ein Drittel der MVP-Titel an den 2,01 Meter großen Angreifer. Mühldorf ist also gewarnt.

Die Innstädter wollen aber auch die Gunst der Stunde nutzen, um nicht nur an den Top 5 der Liga dranzubleiben, sondern noch weiter nach vorne zu rücken. Vier Spiele in Folge sind die Mühldorfer bereits ungeschlagen. Das Selbstbewusstsein ist groß, nachdem die Kolevich-Truppe einige Spiele in nahezu aussichtsloser Situation noch drehen konnte. Interessant wird sein, wie sich die Tabellennachbarn präsentieren werden. Der mit 14 Zählern punktgleiche SV Schwaig, der hinter Mühldorf auf Rang 8 zu finden ist, tritt am Samstag gegen den Tabellensechsten aus Dresden (16 Punkte bei einem Spiel mehr als Mühldorf) an. Rottenburg, aktuell mit 16 Punkten auf Rang fünf, muss gegen den Dritten aus Eltmann ran. Und der hat von seinen neun Partien erst eine Partie verloren.

Mit der Schützenhilfe von Schwaig könnte Mühldorf also im Optimalfall an Dresden vorbeiziehen, bei einer Niederlage von Rottenburg sogar auf Platz fünf vorstoßen. Allerdings spielt Dresden tags darauf gegen den Vorletzten aus Friedrichshafen, die in zehn Spielen lediglich zweimal jubeln durften. Es ist unwahrscheinlich, dass die Sachsen die Chance liegen lassen, wichtige Punkte einzusammeln, um damit Mühldorf weiter auf Distanz zu halten.

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