Klassenprimus trifft auf Kellerkind

Volleyballer vom TSV Mühldorf wollen gegen Amberg Tabellenführung weiter ausbauen

Mühldorf – Kaum stehen die Volleyballer des TSV Mühldorf an der Spitze der Tabelle der 3. Liga Ost, werden sie auch schon als “haushoher Meisterschaftsfavorit” geadelt. Das tut zumindest der Gegner des Heimspieltages der Mühldorfer am Samstag, 4. November, um 20 Uhr in der Berufsschulturnhalle an der Töginger Straße. Der VC Amberg kommt nämlich in die Innstadt, das aktuelle Tabellenschlusslicht der Liga, das noch keinen Sieg bejubeln durfte.

Und so blickt man bei den Ambergern auch entsprechend realistisch der Herausforderung am Inn entgegen. Dass der VC DJK Amberg ausgerechnet gegen Mühldorf “den ersten Saisonsieg landet, wäre eine große Überraschung”, heißt es bei den Franken im Vorfeld der Partie am Samstagabend.

“Für uns ist wichtig, dass wir die Fortschritte der letzten beiden Wochen weitergehen“, wird Spielertrainer Florian Birner im Vorfeld der Partie auf der Internetseite der Amberger zitiert. Er habe die langfristige Entwicklung seines Teams im Blick. Besonders im Zusammenspiel zwischen Zuspieler Milan Dörnhöfer und Diagonalspieler Jonathan Helm, der stärksten Angriffswaffe des VC DJK, die auch schon beim TSV Mühldorf im Mittelblock stand, sieht der Trainer noch Verbesserungspotential. Vielleicht, so heißt es weiter, gelänge dem VC gegen ihren ehemaligen Trainer ja eine Überraschung.

Wenn vom ehemaligen Trainer die Rede ist, dann meinen die Amberger David Fecko. Der Mühldorfer Mittelblocker führte als Spielertrainer die Amberger in der Saison 2019 in die Regionalliga, bevor er nach Mühldorf gewechselt war und dort nur ein Jahr später den Aufstieg in die 2. Bundesliga bejubeln durfte. Zwar lässt es der dreifacher Familienvater inzwischen etwas ruhiger angehen, wird bei den Auswärtsspielen des TSV Mühldorf eher nicht mit von der Partie sein. Doch zu Hause, vor heimischem Publikum, das lässt sich der verdiente Mittelblocker der Mühldorfer nicht entgehen. Noch dazu gegen sein ehemaliges Team.
“Amberg wird versuchen, uns zu ärgern. Doch wir werden dagegen halten und die Tabellenführung verteidigen”, so die Ansage von Mühldorfs Chefcoach Jürgen Wöls. Der kann auf einen nahezu vollständigen Kader zurückgreifen, wenn das Interims-Wohnzimmer der Mühldorfer Volleyballer wieder zu einem Hexenkessel wird. Elf Spieler umfasst der Kader. Soweit alle fit, signalisiert Wöls, lediglich hinter dem Einsatz von Außenangreifer Tom Brandstetter steht noch ein Fragezeichen. Im Spitzenspiel gegen Oelsnitz vergangene Woche hatte sich Brandstetter einen Hexenschus zugezogen. Ob er spielen kann, soll das Abschlusstraining am Freitagabend zeigen.

Im Zuspiel kann Wöls neben Felix Schinko wieder auf Fabian Wagner zurückgreifen. Über die Mitte vertraut er neben David Fecko auf Flo Gschwendtner, mit Moritz Schreiber und Maxi Himsl stehen aber zwei talenteierte Nachwuchskräfte zur Verfügung, die auch in Oelsnitz einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatten. Xander Mühlbauer als Libero, Fabian Bartsch auf der Außenposition sowie Kilian Nennhuber (Außen oder Diagonal) und Moritz Wöls über Diagonal werden ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, dass möglichst alle drei Punkte in Mühldorf verbleiben.
Amberg reist mit Youngster Leo Rester an, der nach seiner Sprungsgelenksverletzung als Außen wieder fit ist. Mittelblocker Lukas Schröder dürfte auch wieder zur Verfügung stehen, heißt es von Amberger Seite. Den Fokus sollten die Mühldorfer aber auf Milan Dörnhöfer legen. Der Universalspieler ist am Netz brandgefährlich, dies zeigen nicht nur die vier MVP-Auszeichnungen, die er in dieser Saison bereits gesammelt hat. Dörnhöfer verfügt auch aus seiner glanzvollen Beach-Volleyballzeit nicht nur über jede Menge Erfahrung als Spieler. Als Trainer hat sich der 31-Jährige beim TV Altdorf Lorbeeren verdient, als er mit der Damenmannschaft von der 3. in die 2. Bundesliga aufstieg. So manchen fehlenden Zentimeter an Körpergröße gleicht der 1,84 Meter große Angreifer mit seiner Dynamik aus, seine brachialen Sprungaufschläge sind gefürchtet. Er kann Zuspieler, er kann Diagonalangreifer. Also so ziemlich alles.

Dass die Mühldorfer aber dennoch bestens gerüstet sind für die Gäste aus Amberg, das zeigte sich beim Spitzenspiel vergangene Woche in Oelsnitz. Mit einer extrem jungen Mannschaft war Chefcoach Jürgen Wöls nach Sachsen gereist und die überzeugte auf der ganzen Linie. “Er hat das sehr gut gemacht”, lobt Abteilungsleiter Stefan Bartsch das Coaching des 49-Jährigen. “Die Doppelwechsel waren super und auch die Einwechslungen zum Aufschlag. Da ist sehr viel Harmonie in der Mannschaft!”. Mit 3:1 hatten die Mühldorfer vor knapp 380 Oelsnitzer Fans dagegen gehalten und so die Punkte zur Tabellenführung geholt. Punktgleich mit 13 Zählern sind den Mühldorfern zwar Schwaig II und Regensburg auf den Fersen. Aber Mühldorf hat bislang erst fünf Spiele absolviert. Schwaig jedoch bereits sieben, Regensburg sogar acht.

Die mentale Einstellung im Team passt, ist sich Abteilungsleiter Bartsch sicher. “Jetzt müssen wir halt schauen, dass wir die Position halten.” Und das mit einer geänderten Situation: “Denn als Tabellenführer sind nun wir die Gejagten!” Zugute komme den Mühldorfer, dass die nächsten drei Spiele Heimspiele sind, Mühldorf also, wenn es am 11. November gegen den MTV München und am 12. November gegen den TSV Friedberg geht, fast immer mit einem kompletten Kader antreten kann. “Acht bis neun Punkte in den nächsten drei Spielen und wir könnten unseren Platz an der Sonne zementieren”, so Bartsch.

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