Mit Gotha kommt der designierte Meister der 2. Volleyball-Bundesliga nach Mühldorf. Wie geht es weiter mit Chefcoach Alejandro Kolevich? Bleibt er?
Mühldorf – Da wird noch einmal alles mobilisiert, wenn mit den Blue Volleys aus Gotha der designierte Meister der 2. Volleyball-Bundesliga zum letzten Heimspiel des TSV Mühldorf in die NUTZ-Arena kommt. Am Samstag, 12. April, um 19 Uhr ist das der Fall, wenn die Mühldorfer zu Hause versuchen werden, Punkte zu sammeln. Mit dem Abstieg haben die Männer um Chefcoach Alejandro Kolevich schon lange nichts mehr zu tun, der Klassenerhalt ist gesichert. Aber nach oben wäre durchaus noch der Reiz vorhanden, Grafing auf Rang fünf zu überholen oder sogar Dentalservice Gust Dresden auf dem vierten Platz abzufangen. Grafing befindet sich drei Punkte vor den Mühldorfern, zu Dresden sind es fünf Punkte Rückstand. Grafing hat es in der Schlussetappe noch mit Leipzig und Schwaig zu tun. Dresden muss gegen Rottenburg und Kriftel ran.
Aber eine Tabellenverbesserung, das wäre nach einer mehr als erfolgreichen Saison nur noch die Kür. Denn Mühldorfs Sportdirektor Stephan Schinko ist sich natürlich voll bewusst, dass Gotha eine harte Nuss wird. 21 ihrer 24 bisherigen Spiele haben die Thüringer gewonnen. Lediglich gegen Ludwigsburg, die als Drittplatzierter bereits den Lizenzantrag zum Aufstieg in die erste Bundesliga gestellt haben, und Friedrichshafen hatten die Blue Volleys das Nachsehen. Ihre letzte Niederlage kassierten die Gotaher vor sechs Wochen beim klaren 0:3 gegen Grafing.
Das Hinspiel ist Schinko noch in guter Erinnerung. Denn die Hinfahrt war turbulent. Ein Mühldorfer Fahrzeug war in einen Unfall verwickelt, das hatte damals, kurz vor Weihnachten das Zeitmanagement etwas durcheinandergewirbelt. Dennoch überzeugten die Mühldorfer damals mit einemmutigen Spiel, sicherten sich Satz eins mit 25:23 und waren knapp davor, den Gothaers zumindest einen Punkt abzuluchsen, nachdem sie einige Satzbälle im zweiten Satz hatten, dann aber Gothaer den Sack zumachte (30:32). Danach spielten die Tabellenführer wie entfesselt, beim 18:25 und 18:25 war nichts mehr zu holen.
Gothaer kann entspannt nach Mühldorf fahren. Die Meisterschaft ist den Thüringern mit 63 Punkten auf dem Konto nämlich schon lange nicht mehr zu nehmen. Zum Vergleich: Kriftel bringt es bei gleicher Spielanzahl auf 46 Punkte. Doch die Gothaer kommen mit einem hohen Anspruch: Denn auswärts sind die Gothaer die komplette Saison ungeschlagen geblieben. Für die Mühldorfer eine besondere Motivation, den Gothaern noch die makellose Bilanz zu versauen. Die Gothaern sind jedenfalls auf der Hut, wenn sie an den Inn kommen.
Im Vorfeld jedenfalls warnt der Verein davor, die Oberbayern auf die leichte Schulter zu nehmen. “Kein leichter Gang für die Mannschaft um Kapitän Christoph Aßmann, zumal der TSV als heimstark gilt und in dieser Spielzeit nur viermal zu Hause verlor”, heißt es im Vorfeld der Partie. Die Bilanz spricht für Gotha: Die Blue Volleys sind in den bisherigen sieben Zweitliga-Begegnungen beider Vereine immer als Sieger vom Platz gegangen.
Bei den Gothaern hat die lange und harte Saison Spuren hinterlassen. So laboriert Dominik Ducháč an einer Ellbogenverletzung. Justus Krauße ist im Training umgeknickt. Und auch Libero Len Spankowski und Zuspieler Hannes Krochmann sind angeschlagen, heißt es auf der News-Seite der Volleyball-Bundesliga. Ob der frischgebackene Papa Tomasz Gorski die lange Reise in den Süden der Republik mit antritt, ist ebenfalls noch nicht sicher. Die größte Gefahr geht wohl von Gothas Diagonalangreifer Eric Niederlücke aus, der über die gesamte Saison acht Mal zum wertvollsten Spieler des Teams gekürt worden ist. „Wir können gänzlich ohne Druck in das Spiel gehen und schauen, was für uns angesichts der Umstände möglich ist. Aber ich vertraue allen Spieler und bin zuversichtlich, dass unsere Serie hält“, so Coach Robin Schade im Vorgespräch.
Trainer Alejandro Kolevich muss in diesem letzten Heimspiel auf zwei Stammspieler verzichten. Thomas Brandstetter befindet sich im Urlaub auf den Philippinen, Connor Finnie hat bereits die Heimreise nach Kanada angetreten und Felix Schinko konnte nicht vollständig am Training teilnehmen. Ein Magen-Darm-Infekt zwang in zur Pause. Dafür ist Diagonalangreifer Moritz Wöls wieder mit von der Partie. 13 Spieler hat Kolevich auf der Kaderliste stehen, er hat die Qual der Wahl, zumal auch sämtliche Jugendspieler zur Verfügung stehen, die in der Vorwoche mit Coach Kolevich an ihrer Seite mit der U20 sensationell die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft geschafft haben mit einem Sieg über Grafing.
Überhaupt will Kolevich den jungen Kräften Spielzeit gönnen, mit Blick auf diese Deutsche Meisterschaft am 10. und 11. Mai. Fabian Schröter als weitere Option auf der Diagonalposition, Kai Schlösser, der in der Herren 2 eine starke Saison als Außenangreifer gespielt hat und als Alternative für Fabian Bartsch in Frage käme, der zuletzt über Schulterbeschwerden geklagt hatte. Und auch Noah Meyer ist neben Xander Mühlbauer eine von zwei Libero-Optionen, zuletzt sehr stark gegen das Team aus Langen. In der Mitte will Kolevich mit Moritz Schreiber und David Fecko starten. Sunnyboy, Haudegen und Motivator Flo Gschwendtner steht als Alternative zur Verfügung.
Ist es das letzte Mal, dass Kolevich bei einem Heimspiel an der Seitenauslinie stehen wird? Oder darf man sich auf eine weitere Spielzeit mit dem Profi-Coach freuen? Denn noch sind die Verträge nicht unterschrieben, wie Stephan Schinko auf Nachfrage berichtet. Der Sportdirektor ist aber guten Mutes, dass man sich mit dem Argentinier einigen wird. Es würden in den nächsten Tagen noch Details besprochen, bevor der Kontrakt unterschriftsreif ist, so Schinko.