DIE LUFT IST RAUS

Mühldorf – Selbst Daueroptimist Michi Mayer stand am Ende nur noch Kopf schüttelnd am Spielfeldrand und gab im Gespräch tatsächlich zu: “Es ist einfach nur frustrierend!” Quasi als Tabellenletzter – Friedrichshafen als tatsächlicher Letzter hat ja als Jugendmannschaft ein Sonderspielrecht – die Saison in der 2. Bundesliga abzuschließen, damit konnte man einfach nicht zufrieden sein. Zwar sind noch zwei Spiele zu absolvieren, doch Michi Mayer signalisierte schon bei diesem vorletzten Spieltag in der Nutz-Arena, dass nach dieser Saison für ihn wohl Schluss ist.

Das klare 0:3 (15:25/21:25/17:25) gegen den VC Dresden glich einem Debakel. Die Gäste aus Sachsen konnten schalten und walten wie sie wollten, waren insgesamt gesehen nie ernsthaft gefährdet. Zu fehlerlastig das Spiel der Mühldorfer, die augenscheinlich die Saison schon abgehakt haben. Dass trotz schlechter Performance der Mühldorfer dennoch gute Stimmung in der Halle zu vernehmen war, lag an den zwei Handvoll mitgereisten Fans aus Dresden, die vor insgesamt 160 Zuschauern ordentlich und lautstark trommelnd ihre Mannschaft unterstützten.

Michi Mayer war unter denkbar schlechten Voraussetzungen in die drittletzte Partie der Saison gestartet. Denn die beiden Nationalspieler Fritz Vähning und Moritz Wöls waren an diesem Wochenende bei der Jugend-Nationalmannschaft abgestellt. Mayer hatte also keine Wechselalternative über die Außen-Annahmeposition. Lediglich James Feuchtgruber und Flo Gschwendtner standen zur Verfügung, beides gelernte Mittelblocker. Und beim Zuspiel hatte er die Wahl zwischen Alex Brandstetter und Felix Schinko. Wie bereits angekündigt überließ Mayer das Fled von Beginn an dem 16-jährigen Youngster Felix Schinko, der couragiert ins Spiel ging. Zu Beginn war das Spiel auch noch ausgeglichen, Mühldorf blieb bis zum 4:4 an Dresden dran, doch dann legten die Gäste einen Gang zu, nutzten ihre körperliche Überlegenehit am Netz immer mehr und führten zur ersten technischen Auszeit bereits mit 8:4.

Chefcoach Mayer ließ sich davon aber nicht beeindrucken, setzte weiter auf die Starting-Six aus Mühldorf, die dann aber immer mehr ins Hintertreffen geriet. Nicht zuletzt wegen der immens vielen Aufschlagfehler auf Seiten der Mühldorfer, geschenkte Punkte für das Team aus Dresden, das konsequent sein Spiel durchzog. Zum Ende des Satzes hin versuchte Mayer noch, mit der Einwechslung von Alex Brandstetter für Fecko mehr Druck im Aufschlag zu generieren. Das ging aber nur einen Punkt lang gut, sein zweites Service landete im Netz zum 17:25.

Unverändert ging das Mühldorfer Team in Durchgang zwei. Doch gleich zu Beginn fing sich Mühldorf eine Serie von Till Sittner am Aufschlag ein. Die Annahme zu ungenau, als dass Zuspieler Felix Schinko etwas Zählbares daraus zaubern konnte. Beim 0:4 nahm Mayer seine erste Auszeit, Alex Brandstetter ersetzte Schinko im Zuspiel. Doch auch er konnte zunächst nicht die Wende herbeiführen, Dresden zog auf 9:2 davon, auch weil Mühldorf eine Reihe von Aufschlägen – vier in Folge – versemmelt hatte. Es bahnte sich ein Debakel an. Dann aber kam der Einbruch auf Dresdener Seite. Die Angriffe zu lasch, der Einsatzwille passte sich dem Niveau der Mühldorfer an. Plötzlich landeten auch die Aufschläge der Dresdener im Netz oder im Aus. Mühldorf sagte “Danke” und holte Punkt für Punkt auf.

Bei einer Führung 17:12 kam dann Fabian Bartsch zum Aufschlag, der vier harte Aufschläge ins gegnerische Feld zimmerte und die Mühldorfer wieder ins Spiel zurückbrachte (17:17). Die Hoffnung war in der ganzen Halle zu spüren, dass es die Mühldorfer nun packen würden. Doch mit der Einwechslung von Zuspieler Malte Gilbrich für Marc-Leon Vogt drehte sich das Spiel wieder. In der sogenannten Crunchtime waren es zu viele vermeidbare Fehler der Mühldorfer, die Dresden wieder zurück ins Spiel brachten, plötzlich hatten die Elbstädter vier Satzbälle (24:20), den zweiten verwandelten sie, beziehungsweise Alex Brandstetter – denn dessen Aufschlag landete erneut im Netz.

Wer jetzt dachte, der Wille der Mühldorfer sei gebrochen – der sollte Recht behalten. Mayer versuchte es zwar noch mit einem 4-2-Spielsystem, das heißt mit beiden Zuspielern auf dem Feld. Fabian Bartsch wechselte für den an diesem Tag glücklosen Kilian Nennhuber auf die Außenposition. Doch die Rechnung ging nicht auf. Felix Schinko und Alex Brandstetter schafften es nicht ihre Angreifer effektiv ins Spielgeschehen zu bringen. Wieder lag Dresden vorne, weil die Annahme zu unpräzise war, Dresden couragierter abwehrte und die Blocks der Mühldorfer im Aus landeten.

Erst führte Dresden mit 3:0, Mühldorf holte auf (2:3), doch Dresden ließ sich davon nicht beirren, zur ersten technischen Auszeit dann schon mit 8:4. Trainer Stefan Benderotz hatte nach der knappen Kiste im zweiten Satz seine Mannen offenbar wieder in die Spur gebracht, war mit ihnen in der Zehn-Minuten-Pause nach dem zweiten Abschnitt hart ins Gericht gegangen. “Ich bin in der Kabine richtig laut geworden”, verriet Benderoth nach dem Spiel.

Die Standpauke hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Dresden spielte sich nun in einen Rausch, zog auf 11:4 davon gegen eine komplett verfahren wirkende Mühldorfer Mannschaft. Die Zehn-Punkte-Führung (16:6) hatte Mühldorf nun komplett die Motivation geraubt. Da war tatsächlich nicht mehr viel drin. Libero Paul Koch nun glücklos in der Annahme und in der Abwehr, Dresden griff couragiert aus allen Lagen an, spielte völlig resignierte Mühldorfer an die Wand und hatte beim Stand von 24:14 gleich zehn Matchbälle. Damit war der Tiefpunkt der Mühldorfer in dieser Saison erreicht. Den zweiten verwandelten dann die Dresdener zum 25:15-Satzerfolg.Freuen konnten sich an diesem Tag beide Liberos. Sowohl Paul Koch als auch Dresdens Martin Merkel wurden zum MVP gewählt.

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