Mühldorfs Volleyballer müssen beim Tabellenführer ran, der zuletzt Schwächen gezeigt hat
Mühldorf – Bescherung! Und das zwei Tage vor Weihnachten! Schön wär’s, wenn es am Sonntagabend hieße: Drei Punkte für Mühldorf, um damit den soliden Mittelfeldrang in der Tabelle der 2. Volleyball-Bundesliga zu sichern. Doch machen wir uns nichts vor: Mühldorf fährt als Underdog zum schier unschlagbaren Gegner nach Gotha. Der Tabellenführer war furios in die Saison gestartet, reihte Sieg an Sieg und hatte bis zum vergangenen Spieltag gerade mal fünf Sätze in neun Spielen abgegeben. Dann die große Überraschung: Ausgrechnet gegen den Tabellevorletzten aus Friedrichshafen ließen die “Blue Volleys” aus Gotha Punkte liegen, kassierten beim 2:3 die erste Saisonniederlage. Mühldorf hingegen wird stolz geschwellter Brust nach Gotha fahren. Drei Siege in Folge hat das Selbstvertrauen immens anwachsen lassen beim Tabellensiebten aus Oberbayern. Also doch ein Spiel auf Augenhöhe?
Vor allen Dingen ist es die Nervenstärke, die aktuell die Erfolgsquote der Mühldorfer nach oben getrieben hat. Drei Siege in den vergangenen Woche entwickelten sich aus einem jeweiligen 0:2-Rückstand heraus. Mühldorf beweist in besonderen Drucksituationen mentale Stärke und schafft es immer wieder, das Ruder herumzureißen. Entsprechend respektvoll äußern sich die Gothaer deswegen vor der Partie am Sonntagnachmittag um 16 Uhr in der Ernestiner Sporthalle. Denn obwohl die Blue Volleys alle bisherigen sechs Bundesligabegegnungen gegen den TSV Mühldorf gewannen, sind sie vorgewarnt, wie im Vorfeld der Partie zu lesen ist. Man erwartet einen “kampf- und spielstarken Gegner”.
Ähnlich respektvoll äußert sich Mühldorfs Chefcoach Alejandro Kolevich: “Ohne Zweifel ist Ghota das stärkste Team der Liga, das talentierte Nachwuchskräfte und auch sehr erfahrene Spieler im Team Verein!” Einer dieser erfahrenen Spieler ist Hannes Krochmann. Das Zuspieler-Ass hatte großen Anteil daran, dass Gotha aktuell an der Tabellenspitze zu finden ist. Viermal konnte sich der 25-Jährige bislang als wertvollster Spieler seiner Mannschaft feiern lassen. Damit hat er ebenso viele Goldmedaillen wie Mannschaftskollege Erik Niederlücke, der den Mühldorfer über die Diagonalposition ordentlich Dampf machen wird. Mit seinen 2,05 Metern Größe bringt der athletische Diagonalangreifer, der seit 2019 zum Stammformation der Gothaer zählt, alle Voraussetzungen für einen starken Angriff mit.
Wenn sich Kolevich die Spielerliste bei Gotha durchschaut, dann fält ihm aber noch ein weiterer Riese im Team der Thüringer auf. Nach Ansicht des Mühldorfer Coaches sollten sich die Oberbayern auch vor Maximum Crowder in Acht nehmen, einem Kanadier, der seinemNamen alle Ehre macht und mit seinen 2,02 Metern als Mittelblocker die Mühldorfer vor Probleme stellen könnte. “Das macht sie zu einer schwer zu schlagenden Mannschaft”, warnt Kolevich.
Kolevich analysiert jeden Punkt vorab in der Videoanalyse, weiß um das Rezept seines Erfolges: “Wir müssen jeden einzelnen Punkt in jedem Spiel unser bestes geben. Denn wie wir gesehen haben, entscheiden sich viele Spiele durch die kleinsten Details!”
Ein solches Detail könnte die Verletzung von Kilian Nennhuber sein. Der Außenannahmespieler laboriert an einer Schienbeinverletzung, ist nicht zu hundert Prozent fit. Außenannahmespieler Fabian Bartsch schlug sich diese Woche mit einem grippalen Infekt rum, ebenso wie Mühldorfs Mittelblocker Connor Finnie. Tom Brandstetter allerdings ist fit, ebenso Moritz Schreiber, der als Mittelblocker bislang einen Super-Job gemacht hat. Felix Schinko ist als Zuspieler ohnehin gesetzt und über die Diagonale könnte der erst 18-Jährige Fabian Schröter zu seinem zweiten Einsatz in Mühldorfs “Erster” kommen. Xander Mühlbauer ist als Libero gesetzt. Als Back-Up mit dabei auch Youngster Quentin Wöls (16), der sein Debüt im Trikot der Bundesligamannschaft feiert.
Sportdirektor Stephan Schinko fährt ehrfürchtig nach Gotha, weiß natürlich um die Klasse der Thüringer: “Die haben ziemlich viel in ausländische Spieler investiert. Gotha ist mit Sicherheit die Mannschaft, die am professionellsten arbeitet!” Für ihn Aufstiegsaspirant Nummer eins. Aber eben nicht unschlagbar: Gotha muss gewinnen, um weiterhin seinem Favoritenstatus gerecht zu werden, Mühldorf kann ohne Druck aufspielen. Mit einem Spiel weniger auf dem Konto sind die Mühldorfer Siebter, haben einen Punkt Vorsprung gegenüber den beiden Verfolgern aus Leipzig und Schwaig, die gegen Grafing und Bühl ran müssen. Ein Sieg wäre natürlich hilfreich, um diese beiden Teams weiter auf Distanz zu halten.
Selsbt wenn Gotha Federn lassen würde: Als Tabellenführer werden sie allemal auf das neue Jahr anstoßen. Denn mit 31 Punkten auf dem Konto beträgt der Vorsprung auf den Zweiten aus Eltmann immerhin sieben Zähler.